Zum Thema Nutzen und Gefahren der Gesundheitsprävention hätten Frau Sorglos und Herr Hypochonder viel zu sagen. Die Frage ist aber, ob sie relevante Aussagen machen könnten. Wer allzu sorglos in Gesundheitsdingen ist, liegt genauso falsch wie der, dessen ständige Besorgnis über seinen Gesundheitszustand ihn schließlich krank macht.
Vorsorge ist besser als Nachsorge
Gesundheitsvorsorge und Prävention bedeuten, etwas Vorhersehbares verhindern zu wollen. Manches an Krankheiten kann man nicht verhindern, weil es genetisch vorbestimmt ist. Anderes aber liegt in unserer Hand. Heutzutage haben wir genug Wissen über die Ursache der typischen Zivilisationserkrankungen, um ihnen bereits im Vorfeld wirksam entgegentreten zu können. Wir vermeiden, Unmengen oder regelmäßig bestimmte Mengen Alkohol zu konsumieren, um nicht abhängig oder leberkrank zu werden. Wir ernähren uns ballaststoff- und vitalstoffreich, weil wir wissen, welche Erkrankungen aus einseitiger und schlechter Ernährung erfolgen können. Wir wissen um die Bedeutung von Vitaminen und Mineralstoffen, kennen Freie Radikale und Aminosäuren genug, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Doch leider schmecken auch ungesunde Dinge gut. Man muss sie zwar nicht meiden, um eine gute Vorsorge zu treffen, aber das Gleichgewicht zwischen gesunder Kost, zum Beispiel aus dem eigenen Garten und wertloser Kost sollte immer zu Gunsten der gesunden Ernährung ausfallen. Allein mit dieser Vorsorgemaßnahme verhindern wir Diabetes, Übergewicht, Darmkrebs, Parodontose und andere unangenehme Folgeerscheinungen. Außerdem: Die Nachsorge bei solchen vermeidbaren Erkrankungen kann zukünftig sehr ins Geld gehen. Die neue Gesundheitsreform sieht vor, dass wir alle zukünftigen Kostensteigerungen im Gesundheitswesen aus eigener Tasche bezahlen müssen.
Wie viel Vorsorge?
Der kluge Mensch lebt bereits in jungen Jahren gesund. Dies ist die beste Vorsorge gegen frühzeitige Hautalterung und Vitalstoffmangel, Erschöpfungszustände oder Depressionen. In bestimmten Altersstufen steigen die Risiken für bestimmte Erkrankungen. Altersdiabetes, Raucherlunge, Darmkrebs oder Hautkrebs benötigen bestimmte Konditionen und stellen sich oft erst nach 20-30 Jahren ein. Ohne Präventionsmaßnahmen steigen mit den Jahren die Risiken, an solchen Erkrankungen zu leiden. Im Grunde kann man gar nicht genug Gesundheitsvorsorge betreiben – aber oft kommt uns das Leben dazwischen. Der Wein schmeckt so gut zur Zigarette, die Majonäse so gut zu den Pommes Frites – und morgen wollen wir vernünftiger leben. Doch wenn der neue Tag dämmert, sind die guten Vorsätze meist vergessen. Viel Vorsorge kann durch Verzicht auf bekanntermaßen wertloses, fettes, süßes oder industriell hergestelltes Essen geleistet werden. In anderen Dingen erfordert es intensivere Präventivmaßnahmen, um gesund zu bleiben. Zu den kostenfreien Vorsorgeuntersuchungen der Krankenkassen geht aber trotzdem nur ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung. Wie viel Vorsorgemaßnahmen bei jedem nötig sind, definiert sich unter anderem durch die Lebensweise und bekannte genetische Dispositionen. Wenn Brustkrebs in der Familie liegt, muss man Mammografie wichtig nehmen. Wer sich vorwiegend von Zuckerhaltigem und Weißmehlprodukten ernährt, ist ein Kandidat für Magen- und Darmerkrankungen. Raucher und Passivraucherinnen sind potentiell gefährdeter für Atemwegserkrankungen als Nichtraucher.
Wo beginnt gute Vorsorge?
Vorsorge beginnt beim Erkennen dessen, was wir täglich tun – und beim Ändern unvernünftigen Verhaltens, wenn es möglich ist. Normalerweise wird man mit dem Alter vernünftiger. Oft geschieht dies aber auch erst, wenn der Körper uns Grenzen setzt. Angesichts des Informationszeitalters stehen uns aber zahllose Möglichkeiten zur Verfügung, uns zu informieren. Doch oft lassen wir trotz fundierten Wissens den lieben Gott einen guten Mann sein und sagen „Wenn ich immer auf die Inhaltsstoffe achten würde, könnte ich ja gar nichts mehr essen!“. Gute Vorsorge beginnt bei der Erkenntnis, dass wir selber es sind, die unsere Ernährungsfehler am Ende ausbaden werden.