Jeder, der eine neue Arbeitsstelle antritt, hat das Recht (und die Pflicht), sich einer Sicherheitsunterweisung zu unterziehen. Diese sind auch in regelmäßigen Abständen aufzufrischen. Leider wird diese in der Praxis nicht immer ordnungsgemäß durchgeführt, und oft werden die Vorschriften trotz vorhandener Hinweise und Warnungen nicht oder nur unzureichend befolgt. Der Arbeitnehmer begibt sich damit möglicherweise durch reine Fahrlässigkeit in Lebensgefahr. Doch es gibt auch schwer erkennbare Gefahrenherde, die nicht zu akuten Unfällen führen, aber auf lange Sicht körperliche und seelische Schäden verursachen können.
Der physische Aspekt
Arbeitssicherheitsschuhe und Schutzoveralls für den Umgang mit gefährlichen Materialien sollten eine Selbstverständlichkeit sein. Ebenso sollten unter keinen Umständen Gefahrenhinweisschilder, geschweige denn Feuerlöscher oder Fluchtwege, auch nur kurzzeitig versperrt werden. All dies sind Themen, die im Normalfall bei jeder Sicherheitsunterweisung zur Sprache kommen. Nur selten wird jedoch von Gefahren gesprochen, die erst langfristig zu Beschwerden führen können. So sieht man immer wieder, besonders in nicht ganz zeitgemäßen Produktionsbetrieben, niedrige und unbequeme Holzschemel, auf denen die Mitarbeiter stundenlang ihre Arbeit verrichten müssen. Rückenschmerzen sind oft die Folge, die von Verspannungen bis hin zu Bandscheibenschäden führen können. Höhenverstellbare Stühle mit Rückenlehne sorgen auch hier für Sicherheit.
Giftstoffe: Eine unterschätzte Gefahr
Nicht nur von bekannten und entsprechend gekennzeichneten Giftstoffen geht eine Gefahr aus. Insbesondere in Spritzgussbetrieben kommt es oft vor, dass aus Kostengründen Mahlgut anstatt Neuware eingesetzt wird, d. h. fertige Kunststoffprodukte werden eingemahlen und wieder der Produktion zugeführt. Wenn auch das Grundmaterial laut Herstellerangabe keine Gesundheitsrisiken in sich birgt, so ist das in seiner Eigenschaft als Mahlgut nicht mehr der Fall. Der physische Unterschied ist schon beim Ausschütten auffällig, denn Mahlgut beherbergt eine Menge Staub. Dieser Staub verteilt sich unmerklich mit der Zeit in der gesamten Halle und kann zu allerschwersten Atemwegsbeschwerden führen, schlimmstenfalls sogar Krebs auslösen. Im Interesse der Mitarbeiter sollte am besten von vornherein auf diese Produktionsvariante verzichtet werden. Ansonsten werden Staubschutzmasken zur unabdingbaren Pflicht im eigenen Interesse. Und letztere sollten auch bei den täglichen Reinigungsarbeiten zum Einsatz kommen, denn der Boden einer Fertigungshalle ist nicht selten ein Tummelplatz für die verschiedensten Arten von Bakterien.
Der psychische Aspekt
Ein gesundes Betriebsklima ist die Basis einer geistig-seelischen Gesunderhaltung und die beste Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz. Ist dieses gegeben, so wird man über mögliche Sicherheitslücken jederzeit reden können. Ein Betrieb, dessen Leitung mit unmenschlichem Druck, Drohungen und Ignoranz auf seine Mitarbeiter losgeht, erzeugt mit jeder Handlung dieser Art Sicherheitsrisiken. Die Belegschaft wird unmotivierter und verliert nicht nur bei den arbeitstechnischen Handgriffen die Konzentration, sondern auch hinsichtlich ihrer eigenen Sicherheit. Nach wie vor werden psychische Probleme und Erkrankungen unterschätzt. Dies wird ganz besonders bei dem heute immer öfter auftretenden Burnout-Syndrom deutlich, bei denen Mitarbeiter nicht rechtzeitig erkannten Stresssymptomen schließlich unterliegen. Bei plötzlich auftretenden und anhaltenden Stimmungsschwankungen sollte daher sofort reagiert werden – der Zusammenbruch kommt meistens völlig unverhofft.
Projekte zur betrieblichen Gesundheitsförderung
Das Bundesministerium für Gesundheit gibt auf seiner Internetseite einen Überblick über alle aktuell in der Bundesrepublik stattfindenden Projekte zur Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz. Spitzenreiter ist dabei derzeit das Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 26 Projekten, dicht gefolgt von Hessen (20 Projekte). Viele dieser Projektgruppen haben bestimmte Themenschwerpunkte, während sie mit anderen Gruppen kooperieren. Auf diese Weise werden alle Bereiche der Gesundheitsförderung und Arbeitssicherheit abgedeckt, wobei eine progressive Entwicklung vonstatten geht. Selbst das Thema „Ernährung“ kommt nicht zu kurz – denn auch in der Mittagspause sollte in der Kantine eine ausgewogene Kost gereicht werden.